Sonntag, 31. Januar 2010
Kabale & Liebe Unplugged (2009)
Ferdinand von Walter und Luise, Tochter des Stadtmusikanten Miller, lieben sich. Diese Verbindung über Standesgrenzen hinweg schmeichelt zwar Luises Mutter. Ihr Vater hält sie aber für unrealistisch. Auch Ferdinands Vater, Präsident der Residenz, ist gegen eine Heirat seines Sohnes mit einer Bürgerlichen. Er will Ferdinand mit Lady Milford, der Mätresse des Herzogs, verheiraten um so seinen Einfluss bei Hofe zu vergrößern. Ferdinand rebelliert gegen den Plan seines Vaters und hält an seiner Liebe zu Luise fest. Um ihn davon abzubringen, initiieren der Präsident und sein Sekretär Wurm, zugleich Nebenbuhler Ferdinands, eine heimtückische Intrige: Luises Eltern werden grundlos verhaftet. Sodann wird Luise mit der andernfalls ihren Eltern bevorstehenden Hinrichtung zu einem fingierten Liebesbrief an den Hofmarschall von Kalb erpresst. Außerdem muss sie einen Eid auf ihr Leben schwören, diesen Brief freiwillig geschrieben zu haben. Der Brief wird Ferdinand zugespielt und weckt gezielt dessen Eifersucht. Luise will sich nun durch Freitod vom Eid lösen, um Ferdinand wenigstens sterbend die Wahrheit sagen zu können. Ihr Vater hält sie davon ab, indem er an ihre Treue ihm gegenüber appelliert. Luise muss also auf Ferdinands Vorwürfe schweigen. Blind vor Wut und Verzweiflung vergiftet Ferdinand sich und Luise. Sterbend ist sie jetzt frei von ihrer Schweigepflicht und kann Ferdinand vergeben.
Quelle: www.kabale-und-liebe.de




Man sollte sicherlich nicht den Fehler machen, dieses Werk mit der bestmöglichen aller modernisierten Literaturverfilmungen, nämlich Baz Luhrmanns meisterlichen Interpretation von William Shakespeares "Romeo & Julia", zu vergleichen. Dem würde diese auf kleinste Budgetierung basierende Inszenierung natürlich nicht standhalten. Maßstab muss eher sein, inwieweit es gelingt, den schwierigen Text mit einfachsten Mitteln auch für ein alternatives Publikum verständlich zu machen. Und das funktioniert insofern wirklich gut, da die Schauspieler trotz schwieriger Dialoge allesamt mit einer intensiven Darstellung faszinieren. Neben dem durch seine Soap-Bekanntheit in den Focus gerückten Felix Isenbügel als Ferdinand ist es vor allem (der eigentlich zu junge) Thomas Wingrich ("Hinter Gittern"), der mit der Rolle als dessen Vater einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Grundsätzlich merkt man aber allen Darstellern die Theatererfahrung und auch das "Herzblut" an, mit dem sie ihre Rollen interpretieren.



Es ist allerdings fraglich, ob sich die stark verkürzte und inhaltlich auch von der Vorlage abweichende Inszenierung (das Ende) wirklich einen Gefallen tut, wenn sie statt auf die Emotionalität der Geschichte zu vertrauen, den Plot durch eine improvisierte Gestaltung ins Absurde führt und mit Einlagen wie Puppentheater und musikalischen Zwischenspielen über ihre eingeschränkten Möglichkeiten hinwegzutäuschen versucht. Eben das wirkt oftmals nicht wie aus künstlerischen Erwägungen gewollt, sondern eher wie aus Budgetierungs-Gründen erzwungen, was man dem Zuschauer kurzerhand als Dogmatisierung verkaufen möchte - und durchaus auch eine Geschmacksfrage sein mag. Eine derartige Abstraktion ist tatsächlich wohl nur in der Hauptstadt möglich, die selbst Pornofilme in grotesker Darstellung als grosses Kino inszeniert (Bruce La Bruce). Es stellt sich allerdings die Frage, wohin ein Regisseur mit einer derart künstlichen Gestaltung möchte. Letztendlich ist "Kabale und Liebe Unplugged" hier nicht mehr als gross in Szene gesetztes Theater, das auf jeden Fall mit seinen überzeugenden Darstellern, aber nicht unbedingt mit seinen teilweise abwegigen Darstellungen glänzen kann.

Für die grosse Leinwand ist die Umsetzung sicherlich zu gewollt und einfach auch zu spröde. Andererseits hätte ich mich als junger Schüler durchaus gefreut, den literarischen Unterrichtsstoff durch solch modern gedachte Interpretation ergänzt zu bekommen. Bei einer kritischen Behandlung müsste sich Regisseur Markus Hahn dann aber fragen lassen, was dem Zuschauer das unspektakuläre Finale im Schwimmbecken sagen soll, aber auch wieso Ferdinand den entscheidenenden Brief unbedingt auf dem Klo sitzend lesen muss (wobei man - Entschuldigung des beschissenen Einwandes - leicht auf die boshafte Idee kommen könnte, seine verzweifelten Krämpfe würden auf das zu verrichtete Geschäft zurückzuführen sein). Zum Glück gibt es genügend Szenen, denen es gelingt, den altertümlichen Stoff für die Moderne zumindest interessant zu machen. Inwieweit das auch von Erfolg gekrönt ist, wird sich den Machern noch zeigen müssen.


Mehr über "Kabale & Liebe Unplugged" auf www.as-theaterundfilm.de/

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