Samstag, 2. Januar 2010
Til Schweigers 'Zweiohrküken'
crizcgn, 14:43h
Kindergärtnerin Anna Gotzlowski (Nora Tschirner) und der ehemalige Boulevardreporter Ludo Decker (Til Schweiger) sind seit zwei Jahren ein Paar – langsam kehrt der Alltag in ihre Beziehung ein und die erste Verliebheit ist vorüber. Eines Tages taucht Ludos Ex-Affäre Marie (Edita Malovčić) wieder auf und Ludo zeigt sich sehr interessiert an einem Wiederaufleben der alten Freundschaft – natürlich nur ganz platonisch. Als Anna davon erfährt, beginnt sie ihm nachzuschnüffeln und ihn in Streitgespräche zu verwickeln. Ludo wehrt sich enttäuscht gegen Annas Kontrollversuche und fordert seinen Freiraum ein. Dummerweise taucht just zu diesem Zeitpunkt Annas Ex-Freund Ralf (Ken Duken) auf, der sich für ein Paar Tage bei ihnen einnistet. Ralf legt sich mächtig ins Zeug, um Anna zu beeindrucken: Er putzt und wienert die Wohnung und tischt seiner Ex-Freundin jeden Abend die erlesensten Köstlichkeiten auf. Selbstverständlich gefällt Ludo der neue Freiraum plötzlich gar nicht mehr.
Til Schweiger macht es allen in letzter Zeit nicht leicht: erst der unsägliche "1 1/2 Ritter" und die komische Casting-Show auf RTL, dann der Presse-Boykott "auf Kosten des Steuerzahlers" (wobei es keine Bedrohung der grundgesetzlichen Pressefreiheit ist, wenn man Kritikern die von geliehenen (!) Fördergeldern finanzierten Vorab-Vorführungen verweigert). Dafür befindet sich der Allrounder mit der Fortsetzung zu seiner Beziehungs-Komödie wieder im vertrauten Metier, in dem er tatsächlich die Hollywood-Routine mit deutscher Seichtheit verknüpfen und sich dabei vor allem selbst inszenieren kann. Und das macht er derart geschickt, dass zwischen Midlife-Crisis und Geschlechterkampf gar nicht auffällt, wie dünn und vorhersehbar die Geschichte eigentlich ist. Zumeist handelt es sich nämlich nur um die Aneinanderreihung von RomCom-Klischees, die man so schon bei "Der bewegte Mann" erlebt hat. Und mit altbekannten Figuren wie dem etwas trotteligen Moritz (Matthias Schweighöfer) weiss er nicht mehr anzufangen als sie für den tiefergelegten Klamauk im wahrsten Sinne des Wortes in die Scheisse zu reiten. Das ist eigentlich nicht wirklich witzig, dafür aber mit soviel Tempo und Timing inszeniert, dass man sich tatsächlich darüber amüsieren kann. Auch die arg altbackene "Charlies Tante"-Einlage macht dramaturgisch überhaupt keinen Sinn und wurde vor Jahrzehnten schon überzeugender von Heinz Rühmann hingelegt, sorgt aber trotzdem für gute Laune (vor allem mit den Cameos von Heiner Lauterbach und Denis Moschitto als Taxifahrer). Neben solchen teilweise unnötigen Kalauern gibt es allerdings auch geschliffen scharfe Dialoge einer Beziehung zwischen Ludo und Anna, die in ihrer Brillianz Loriot-eske Ausmasse annehmen und einen Mario Barth ziemlich blass aussehen lassen. So gesehen versucht Schweiger mit den altbekannten Motiven möglichst alle Bereiche des erfolgreichen RomCom-Kinos abzudecken, was ihm - soviel muss man ihm einfach zugestehen - trotz zahlreicher Plattitüden auch hervorragend gelingt. Eigentlich müsste man ihm für inhaltlich durchgehende Flachheit einige Punkte abziehen, aber der erneute Kassen-Erfolg des Altbewährten gibt ihm letztlich Recht. Und gleichzeitig müsste er noch Bonuspunkte bekommen, so sehr wie ich zwei Stunden lang doch abgelacht habe.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 3,7)
"Es ist doch nur ein Film" - Ein ausführliches Interview mit Til Schweiger über seine Produktionen und die Presse-Blockade im Rahmen der Promotion für "Zweiohrküken" auf www.spiegel.de!
Til Schweiger macht es allen in letzter Zeit nicht leicht: erst der unsägliche "1 1/2 Ritter" und die komische Casting-Show auf RTL, dann der Presse-Boykott "auf Kosten des Steuerzahlers" (wobei es keine Bedrohung der grundgesetzlichen Pressefreiheit ist, wenn man Kritikern die von geliehenen (!) Fördergeldern finanzierten Vorab-Vorführungen verweigert). Dafür befindet sich der Allrounder mit der Fortsetzung zu seiner Beziehungs-Komödie wieder im vertrauten Metier, in dem er tatsächlich die Hollywood-Routine mit deutscher Seichtheit verknüpfen und sich dabei vor allem selbst inszenieren kann. Und das macht er derart geschickt, dass zwischen Midlife-Crisis und Geschlechterkampf gar nicht auffällt, wie dünn und vorhersehbar die Geschichte eigentlich ist. Zumeist handelt es sich nämlich nur um die Aneinanderreihung von RomCom-Klischees, die man so schon bei "Der bewegte Mann" erlebt hat. Und mit altbekannten Figuren wie dem etwas trotteligen Moritz (Matthias Schweighöfer) weiss er nicht mehr anzufangen als sie für den tiefergelegten Klamauk im wahrsten Sinne des Wortes in die Scheisse zu reiten. Das ist eigentlich nicht wirklich witzig, dafür aber mit soviel Tempo und Timing inszeniert, dass man sich tatsächlich darüber amüsieren kann. Auch die arg altbackene "Charlies Tante"-Einlage macht dramaturgisch überhaupt keinen Sinn und wurde vor Jahrzehnten schon überzeugender von Heinz Rühmann hingelegt, sorgt aber trotzdem für gute Laune (vor allem mit den Cameos von Heiner Lauterbach und Denis Moschitto als Taxifahrer). Neben solchen teilweise unnötigen Kalauern gibt es allerdings auch geschliffen scharfe Dialoge einer Beziehung zwischen Ludo und Anna, die in ihrer Brillianz Loriot-eske Ausmasse annehmen und einen Mario Barth ziemlich blass aussehen lassen. So gesehen versucht Schweiger mit den altbekannten Motiven möglichst alle Bereiche des erfolgreichen RomCom-Kinos abzudecken, was ihm - soviel muss man ihm einfach zugestehen - trotz zahlreicher Plattitüden auch hervorragend gelingt. Eigentlich müsste man ihm für inhaltlich durchgehende Flachheit einige Punkte abziehen, aber der erneute Kassen-Erfolg des Altbewährten gibt ihm letztlich Recht. Und gleichzeitig müsste er noch Bonuspunkte bekommen, so sehr wie ich zwei Stunden lang doch abgelacht habe.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 3,7)
"Es ist doch nur ein Film" - Ein ausführliches Interview mit Til Schweiger über seine Produktionen und die Presse-Blockade im Rahmen der Promotion für "Zweiohrküken" auf www.spiegel.de!
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