Montag, 18. Januar 2010
Matthias Schweighöfer in 'Friendship!'
Deutschland, 1989: Die Mauer fällt, die Menschen jubeln, David Hasselhoff singt am Brandenburger Tor, und ganz Berlin ist eine einzige Party. Auch Veit (Friedrich Mücke) freut sich: Mit seinem Begrüßungsgeld will er nach San Francisco, zum westlichsten Punkt der Welt. Zumindest erzählt er das seinem besten Freund Tom (Matthias Schweighöfer), der prompt das große Abenteuer wittert und unbedingt mitkommen will. Doch in Wahrheit sucht Veit seinen Vater, der in die Staaten ausgewandert ist, als Veit noch ein Kind war. Nur ein Bündel Postkarten, abgestempelt an Veits Geburtstag in einem Postamt in San Francisco, zeugen noch von dessen Existenz – Veit möchte unbedingt an seinem Geburtstag in 3 Wochen dort sein! Doch das Geld reicht nur bis New York, es ist bitterkalter Winter, und die Jungs kommen mit „Friendship!“, dem einzigen Wort auf Englisch, das sie beherrschen, auch nicht wirklich weiter.



"Tanzen - okay! Sich dabei ausziehen - klar! In einen Strippclub für Schwule - meinetwegen! Aber doch nicht auf die Nationalhymne der DDR !!!"

Wenn mir eine Filmseite aufgrund meines Geschmackes einen Film mit 9,5/10 empfielt, dann ist das wohl eine deutliche Ansage (wobei sich solche Werte schnell relativieren sobald sich die Anzahl der Bewerter erst summiert). Andererseits war abzusehen, dass "Friendship!" in Deutschland etwas reissen wird, zumal Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer ("Zweiohrküken") seit Wochen einen wahren Promotion-Marathon hinter sich bringt. Dafür hat sich der sympathische Schauspieler, den ich bis dato eher für einen talentierten Schnösel hielt, inzwischen endgültig aus dem Schatten von Mentor Schweiger in die erste Reihe des deutschen Kinos gespielt und kann mit seiner unbekümmerten Art einen Film auch ganz allein tragen. Wobei er in diesem Fall Kino-Neuling Friedrich Mücke an seiner Seite hat, mit dem er eine erfrischend authentische Chemie entwickelt, die sich auch auf die Leinwand und damit auf die Zuschauer überträgt, die gebannt den Feelgood-Geschehnissen folgen.



Und dabei funktioniert die Handlung genau nach den Klischees des amerikanischen Roadmovies, bei dem die Akteure nach Party, Spass und der grossen Liebe suchen, einer von ihnen aber tiefgründigere Beweggründe für sein Handeln hat und am Ende alles auf die grosse Freundschaft hinausläuft. Allerdings muss man Werbefilmer Markus Goller auch deutliche Schwächen in der Inszenierung attestieren, die sich vor allem in der holprigen ersten Hälfte bemerkbar machen, aber sich auch sonst von visuell aufregend gezeichneten Episoden treiben und damit den rechten Zug in der eigentlichen Geschichte vermissen lassen. So wirkt es schon reichlich erzwungen, wenn Veit am Ende allein nach San Francisco abhaut, in der nächsten Szene Tom aber erwartungsgemäss wieder vor ihm steht, ohne dass man sich fragen sollte, wie er das jetzt gemacht hat. Hier sind es einfach die beiden Darsteller, die mit ihrem schon euphorischen Spiel über Längen und Logiklöcher hinweghelfen. Vielleicht ist das aber auch die universelle Message der Geschichte: Was auch immer ich tun muss, für die grosse Freundschaft bin ich da wenn ich gebraucht werde! Letztendlich ist es gar nicht so entscheidend, wie ungelenk der ansonsten überzeugende Film an mancher Stelle daherkommt, wenn es deutschen Machern inzwischen überhaupt gelingt, solche Drehbücher für das Kino zu verfilmen und damit auch sein Publikum zu begeistern.
Bewertung: 8/10 (Moviepilot Prognose 9,5)

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