Freitag, 5. Februar 2010
George Clooney in 'Up in the air'
Über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos für Ryan Bingham (George Clooney). 322 Tage im Jahr ist der passionierte Vielflieger in der Luft oder in Airport-Hotels, ununterbrochen unterwegs zu Firmen irgendwo in den USA. Dort übernimmt er die unliebsame Aufgabe, Mitarbeiter möglichst schmerzfrei über ihre Entlassung zu informieren. Ryan selbst hat nur ein Ziel: Er will der siebte Mensch werden, der als Frequent Flyer die sagenumwobene 10.000.000-Meilen-Schallmauer durchbricht. Doch dann lernt er auf einer seiner Reisen am Flughafen eine verwandte Seele kennen, die Geschäftsfrau Alex (Vera Farmiga), die eine menschliche Seite in ihm weckt, die er längst vergessen glaubte. Gleichzeitig droht sein Berufsleben aus den perfekt organisierten Bahnen zu geraten, als die ehrgeizige junge Harvard Absolventin Natalie (Anna Kendrick) seinen Chef Craig (Jason Bateman) davon überzeugen kann, in der Firma Modernisierungen durchzusetzen, die Ryan künftig an den Schreibtisch fesseln würden. Sein erfülltes Nomadenleben, in dem Statussymbole den Platz traditioneller Werte eingenommen haben, scheint komplett außer Kontrolle zu geraten: Wo soll ein Mann hin, der kein Zuhause hat?



Es gibt Hochzeitsplaner, es gibt Scheidungsanwälte ebenso gibt es Arbeitsvermittler, warum sollte es da nicht auch Leute geben, die sich um die Kündigungen langgedienter Mitarbeiter kümmern. Ryan Bingham ist ein solcher Typ, der sein ganzes Leben auf den Job und die damit verbundene Vielfliegerei eingestellt hat. Sein eigenes Dasein gerät allerdings kräftig ins Wanken, als plötzlich der eigene Arbeitsplatz wegrationalisiert werden soll. George Clooney überzeugt ein weiteres Mal in seiner Paraderolle als smarter Kerl, der egal was er tun muss immer ein Lächeln und einen coolen Spruch auf den Lippen hat. Das Drehbuch verzichtet dabei weitgehend auf die üblichen Klischees und setzt ganz auf die Geschichte des im Grunde einsamen Mannes, der - ganz ähnlich wie der Soldat in "Tödliches Kommando" - letztendlich nichts anderes kann als seine Aufgabe zu erfüllen. Regisseur Jason Reitman ("Juno") inszeniert insgesamt eine flotte Tragikomödie, die auf niveauvolle Weise anzurühren weiss ohne als typisierter Hollywood-Kitsch abzustinken. Im konservativen Erzählstil aber mit zeitgemässen Themen propagandiert er dabei trotzdem geschickt die traditionelle Werte um Heimat und Familie. Dass er nicht noch in ein moralinsauer geheucheltes Finale abrutscht, ist dem Plot durchaus anzurechnen. Nüchtern betrachtet ist "Up in the air" jedoch gar nicht so aufregend wie er auf den ersten Blick scheint. Das Ergebnis macht ihn zwar zur hochwertigen Abendunterhaltung - allerdings nicht wirklich zu dem überzeugenden Oscar-Kandidaten der er inzwischen geworden ist. Auch Clooney würde bei einem Gewinn als "bester Darsteller" eher für seine Gesamtbedeutung in der Filmidustrie belohnt werden als für eine besondere Leistung in diesem fraglos sehenswerten Film.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 7,8)

... link (0 Kommentare)   ... comment