Montag, 22. Februar 2010
Berlin is in Germany (2001)
Noch vor der Wende steckte man Martin Schulz (Jörg Schüttauf) in der DDR ins Gefängnis. Elf Jahre später kommt er im wiedervereinigten Deutschland wieder frei. Mit Ost-Geld in der Tasche und einer vom Fernsehen geprägten Erwartung an Deutschland versucht er ein neues Leben aufzubauen. Martin muss aber entdecken, dass er weder bei der mittlerweile verheirateten Ex, noch bei den Behörden, die ihm Aufgrund seiner Vergangenheit die Taxi-Prüfung verbieten, gute Karten hat. Und da gibt es auch noch seinen Sohn, der von Papis Existenz nichts weiß.

Hannes Stöhr ("Berlin Calling") produziert einen weiteren Film zur Hauptstadt im Zeichen der Wende. Was dabei oberflächlich wie ein biederes Fernsehspiel wirkt, erweist sich dabei als genau choreografierte Inszenierung, bei dem jede Szene genau durchdacht ist und jede Einstellung selbst die banalste Handlung dynamisch wirken lässt. Dabei behält der Regisseur in seinem Erstlingswerk jederzeit Berlin als Oberthema im Auge, was vom Titel her nur eine Fussnote im Englischtext des Sohnes ist, symbolisch aber allein schon durch die Vielzahl an Aufnahmen mit dem Berliner Fernsehturm im Hintergrund permanent präsent ist. Hinzu kommen überzeugende Darstellungen. allen voran Jörg Schüttauf ("Wir sind das Volk"), der der Figur glaubhafte Tiefe verleiht. Wie sehr er die Rolle prägt, zeigt dabei der direkte Vergleich mit dem gleichnamigen Abschluss-Kurzfilm des Regisseurs, der zwar auch solide Leistungen bietet, aber keinesfalls an den charismatischen Tatort-Schauspieler heranreicht. In der erste Hälfte des Films überzeugt vor allem der melancholisch-sarkastische Unterton, der für einige Lacher sorgt ohne dabei seine Figuren blosszustellen, während sich die Dynamik der Geschichte zum Ende hin auch für den Zuschauer merklich immer mehr steigert. Insgesamt bietet der Film vielleicht nicht das ganz grosse Kino, aber für ein kleines Fernsehspiel (das er eigentlich ist) erreicht er auf jeden Fall einen wirklich hohen Standard.
Bewertung: 7/10


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