Dienstag, 2. März 2010
Neu auf DVD:
Uwe Bolls 'Stoic - Siegburg'
Mitch Palmer (Shaun Sipos) sitzt zusammen mit drei weiteren Männern (Edward Furlong, Sam Levinson, Steffen Mennekes) in Haft. Die Vier vertreiben sich die Zeit in ihrer Gefängniszelle mit Kartenspielen. Irgendwann gebiert die Langeweile Mutproben: Wer das Spiel verliert, soll Zahnpasta essen. Das Pech fällt auf den ohnehin labilen Mitch, eingesperrt wegen einer Bagatelle, und nun plötzlich Ziel einer sadistischen Attacke der Mitgefangenen. Innerhalb weniger Stunden steigern sich die Quälereien zu brutaler Demütigung und massiven gewalttätigen Übergriffen. Als Mitch so zerschunden ist, dass man die Tat nicht mehr vertuschen kann, beschließen die Peiniger, seinen Selbstmord zu arrangieren.



Man kommt um einen Kommentar zu dem umstrittenen Trash-Regisseur Uwe Boll ("Schwerter des Königs") gar nicht herum, wenn man diesen Film bewerten will. Schliesslich sind seine früheren Produktionen nun wirklich nicht für Innovation und Feinfüligkeit bekannt. Allerdings merkt man seinem Schaffenswerk durchaus eine gesteigerte Stilsicherheit an, die im Ergebnis durchaus auch kleine Highlights hat ("Tunnel Rats"). Auch "Siegburg" - beruhend auf wahren Begebenheiten von 2006 - ist alles andere als ein künstlerisches Fiasko. Boll verzichtet bewusst auf jede Art von plakativer Gewalt und konzentriert sich ganz auf das improvisierte Spiel der Akteure. Seine trockene Inszenierung wirkt dabei wie ein fast schon dokumentarisches Kammerspiel, das ohne dramaturgische Höhepunkte direkt die Kamera draufhält, wenn die Gewalt in der Enge der Zelle eskaliert. Allerdings hält der Regisseur damit den Zuschauer auch auf sicherer Distanz, dass der sich zwar erschüttert fühlt durch die Geschehnisse, aber letztendlich nicht wirklich berührt wird, was vor allem dieser unterkühlten Darstellung zuzuschreiben ist. Mit einer Emotionalisierung des Plots wäre sicherlich ein ganz anderer Film entstanden, so überrascht vor allem die nüchternde Betrachtung der Ereignisse, die einzig von dem überzeugenden Spiel seiner jungen Akteure (Sam Levinson) getragen wird. Da der Film aber weder Vorgeschichte noch Nachspiel hat, sondern lediglich die konkreten Ereignisse akribisch abarbeitet, hinterlässt er den Zuschauer allerdings vor allem verwirrt. Trotzdem hätte man von dem gern gehassten Regisseur Boll ganz anderes erwartet als diese distanzert-erschütternde Semi-Dokumentation!
Bewertung: 6,5/10


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