Donnerstag, 8. April 2010
Neu auf DVD:
Simon Pearces 'Shank'
Cal (Wayne Virgo) ist 19 und verliebt, wie man es nur mit 19 sein kann. Das Subjekt seiner Begierde ist Jonno (Tom Bott), der machohafte Anführer einer aggressiven Gang. Und Jonno weigert sich natürlich, auch nur einen einzigen Gedanken an sein mögliches Schwulsein zuzulassen und tarnt sich stattdessen mit der Beziehung zu der ebenso aggressiven Nessa (Alice Payne). Seine sexuelle Befriedigung sucht Cal durch anonyme Begegnungen via Internet. Um nahe bei Jonno zu sein, macht Cal alles mit, was die Gang will - Kiffen, Prügeln, Graffitisprayen. Eines Tages fällt der französische Austauschschüler Olivier (Marc Laurent) in die Hände der Bande. Zum Entsetzen seiner "Freunde" setzt sich Cal für den Jungen ein, den die anderen tuntig, er aber irgendwie sympathisch findet. Die beiden werden ein heimliches Paar. Doch Jonnos Freundin Nessa erkennt, daß dadurch ihr Einfluß auf die Gang in Gefahr ist. Angestachelt von Haß und Eifersucht beschließt sie, Cal und Olivier brutal zu bestrafen...



Allmählig muss man das Gefühl bekommen, dass Jugendkriminalität, rohe Gewalt und Homosexualität miteinander einhergehen. Nicht nur diverse TV-Serien setzen auf die explosive Mischung, auch dieses britische Drama schlägt in dieselbe Kerbe und provoziert mit rauem Gang-Alltag, zu dem Drogen ebenso gehören wie der Kampf gegen Gesellschaft und Andersdenkende. Cal passt anscheinend perfekt in die Gruppe, nur dass seine Sexualität im Widerspruch zu seinem Verhalten zu stehen scheint. Er lebt seine Bedürftnisse allerdings genauso extrem aus wie sein Umfeld es ist. Schon die ersten Szenen, in denen er sich von einem Unbekannten im Wald ficken lässt, nur um ihm anschliessend eine Kopfnuss zu verpassen, zeigen, dass der Film kein romantischer Spaziergang wird. Wenn Jung-Regisseur Simon Pearce (21) schliesslich doch dem Klischee der unschuldigen Liebe verfällt, wohl auch um ein alternatives Bild zum Gang-Darsein zu entwerfen, nimmt er der Geschichte kurzzeitig seine Stärke, um die Gewalt und die Emotionen dann umso heftiger eskalieren zu lassen. Zwar merkt man dem unkonventionellem Film sein Low Budget an, allerdings sorgt die atmosphärisch dichte Inszenierung und das authentische Spiel der Darsteller für ein durchgehend glaubhaftes Bild des jungen Schwulen im Unterschichten-Ghetto. Trotz einiger ungestümer Melodramatiken ist das mehr als man von einem derart jungen Regisseur im Debüt erwarten kann.
Bewertung: 7/10


... link (0 Kommentare)   ... comment