Montag, 28. Juni 2010
Botschaft an die Cenny-Fans
Ein offener Brief der GZSZ-Autoren
Nach massiven Protesten der Fans gegen das lieblose Ende der beliebten Storyline um das Coming Out von Carsten und Lenny sieht sich die Redaktion von GZSZ gezwungen, in einem offenen Brief auf GZSZ.de Stellung zu beziehen zu den Vorwürfen. Gleichzeitig machen sie auch Hoffnung auf einen glücklichen "Ritt in den Sonnenuntergang".

An die Fans!

Zunächst einmal vielen Dank für euer anhaltendes Interesse an der Lenny-Carsten-Geschichte! Es ist schön zu hören, dass die Story für so viel Diskussionsstoff gesorgt hat und dass ihr euch für ungewöhnliche, anspruchsvollere und psychologisch genau erzählte Geschichten so sehr interessiert. Das freut uns umso mehr, als es nicht immer ganz einfach ist, eine solche Geschichte zu erzählen - denn auch unter uns Autoren selbst gab es natürlich immer wieder reichlich Diskussionen. Aber wir finden es wichtig, bei GZSZ immer wieder Geschichten zu erzählen, in denen sich Charaktere auch "gegen den Strich" verhalten, Fehler machen, nicht von jedem sofort verstanden werden, anders handeln oder sind als man es von ihnen erwarten würde. Indem wir dann zusammen mit den Zuschauern mehr und mehr die inneren Konflikte einer Figur enthüllen, hoffen wir zum Nachdenken anzuregen und für mehr Verständnis untereinander zu werben. Die vielen Reaktionen im Internet, auf die uns unsere Online-Redaktion schon frühzeitig aufmerksam gemacht hat, haben uns bei "Cenny" dabei sehr ermutigt und oft auch sehr berührt, weil sie so viel Anteilnahme und Verständnis zeigten. Also: Vielen Dank dafür!

Nun aber auch zur Kritik: Wir hätten Carsten und Lenny nur zu gerne mehr Glück gegönnt als es uns nun möglich ist. Zum einen ist uns die unglückliche Parallele zu Franzi-Paula natürlich bewusst und wollen wir absolut keine Botschaft aussenden, dass homosexuelle Pärchen keine glückliche Zukunft bei GZSZ haben. Wenn Paula und Franzi oder eben Lenny und Carsten um ihre Liebe gekämpft haben, dann waren wir voller Sympathie bei ihnen, und auch in den Momenten, in denen ihre Liebe andere verletzt hat (so wie bspw. Lenny Emily verletzt hat) haben wir sie nicht für ihre Gefühle verurteilt. Und auch heterosexuelle Paare erleben bei GZSZ nicht nur gute, sondern eben auch schwere Zeiten: Auch Philip hat mit Franzi eine große Liebe verloren, auch John hat sich bis heute nicht wirklich von der Trennung von Paula und später Caro erholt.



Aber es stimmt, von Lennys und Carstens Glück haben wir wirklich wenig gesehen! Es wäre schön gewesen, Lenny im Gefängnis zeigen zu können, zeigen zu können, wie die große Liebe der beiden Jungs diese Herausforderung bewältigt, wie Lenny sich den Offenen Vollzug erarbeitet etc. Leider ist das jetzt aufgrund des Ausstieges von Alexander Becht nicht möglich. Im Hinblick auf Schauspielerausstiege ist es leider meist schwer möglich, "rechtzeitig" darauf hinzuplanen, da ein solcher Ausstieg manchmal für die Storyabteilung zu kurzfristig kommt. Das liegt zum einen daran, dass wir dem Dreh ungefähr drei Monate vorausarbeitet. (Wenn die Fans beispielsweies im November erfahren, dass ein Schauspieler im Februar aussteigt, dann hat das Storyteam schon die Geschichten entwickelt, die im Februar gedreht werden sollen.) Zum anderen sind Vertragsenden, -verlängerungen oder Auszeiten für Schauspieler von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Manchmal steht eine Entscheidung zu gehen oder zu bleiben doch nicht so fest, wie es im ersten Augenblick aussah, manchmal passiert auch privat etwas Unvorhergesehenes wie z.B. die Schwangerschaft von Susan Sideropoulos. So sehr sich alle Beteiligten also um rechtzeitige Klärungen bemühen – das gelingt nicht immer. So kommt eine endgültige Entscheidung manchmal für das Storyteam (mit den oben erwähnten Vorlaufzeiten) relativ kurzfristig. Hier muss dann das Beste versucht werden, um die Geschichte, wie sie bis dahin erzählt wurde, nicht aufgrund des Zeitdrucks plötzlich unglaubwürdig werden zu lassen. Denn auch dann würden sich viele unserer Zuschauer/innen "veräppelt" fühlen.

Als der Überfall auf den Kiosk geschrieben wurde, bestand noch Hoffnung, dass Alexander Becht ein bisschen mehr verlängern würde als er es dann getan hat. Danach fanden wir es wichtig, eine Verurteilung zu erzählen. Vor allem im Hinblick auf die Berichte über zunehmende Jugendgewalt in den Medien haben wir das als unsere Verantwortung angesehen. Wir haben bei Lenny Reue erzählt, weil Lenny kein brutaler Charakter ist, sondern nur aus innerer Not brutal gehandelt hat - wir wollten aber auch zeigen, dass Reue allein nicht sofort vor Strafe schützt - denn die Straftat ist passiert und lässt sich auch durch Reue für das Opfer nicht rückgängig machen. Hier konnten wir unserer Überzeugung nach nicht mehr zurück - denn die Botschaft im Hinblick auf Jugendgewalt wäre dann eine verharmlosende gewesen. Das wollten wir nicht. Aber die Probleme mit dem unschönen, in dieser Form nicht gewollten Ende haben wir natürlich auch gesehen - und haben versucht, dem entgegenzuwirken.



Habt ein bisschen Vertrauen!

Mit dem Hinweis "Dranbleiben lohnt!" wollten wir die "Cenny" - Fans nicht "verarschen", wie wir es dann leider vielfach vorgeworfen bekommen haben, sondern im Gegenteil den Fans zu verstehen geben, dass wir ihr (und auch unser eigenes) Bedürfnis ernst nehmen, dass Lennys Abschied ins Gefängnis nicht das Letzte sein soll, was wir von Lenny und Carsten in unserer Serie sehen. Auch wenn es stimmt, dass Alexander Becht nicht dauerhaft zu GZSZ zurückkehrt, und wir hier noch keine Details verraten können, können wir den Fans das versprechen: Habt ein bisschen Vertrauen! GZSZ möchte Geschichten erzählen, die bewegen, und wir freuen uns, wenn das gelingt!

Ein Wort zum Schluss und zur oft gestellten Frage nach einem Recast: Auch wir bedauern den Abschied von Lenny alias Alexander Becht und Carsten alias Felix Isenbügel sehr. Alle anderen Gerüchte sind - Gerüchte! Wir hätten mit beiden Rollen/Darstellern gerne weiter gearbeitet und die Verantwortlichen bei GZSZ haben diesbezüglich auch alles in ihrer Macht Stehende unternommen. Wir müssen aber respektieren, dass beide sich anders entschieden haben, und wünschen ihnen für ihre neuen Projekte alles Gute. Einen Recast - den man ja wegen des Ausstieges beider Darsteller auch von beiden Rollen machen müsste - halten wir gerade wegen der großen Beliebtheit beider Figuren für keine gute Idee. Lieber behalten wir eine Geschichte, die viele Menschen berührt hat und die für die Fans auch mit eben diesen beiden Schauspielern verknüpft ist, in schöner Erinnerung und hoffen, dass es uns auch in Zukunft möglich sein wird, solche Geschichten zu erzählen.

Mit vielen Grüßen aus Potsdam-Babelsberg von allen beteiligten Kollegen

Quelle: gzsz.rtl.de

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