Montag, 22. Februar 2010
Die Perlmutterfarbe (2008)
Der 13-jährige Alexander (Markus Krojer) geht in die A-Klasse einer Realschule. Er ist beliebt und sein bester Freund ist Maulwurf (Dominik Nowak). In Lotte (Zoé Manhardt) ist er ein bisschen verliebt. Als der Zufall ihm Maulwurfs neueste Erfindung, die 'Perlmutterfarbe', in die Hände spielt, gerät sein Leben etwas aus den Fugen. In der Klasse wird fieberhaft nach dem Dieb gefahndet, aber statt mit der Wahrheit herauszurücken, greift Alexander zu einer Notlüge. Der lange Gruber (Benedikt Hösl), ein unliebsamer Klassenkamerad, deckt Alexander und nutzt seine Abhängigkeit für seine Zwecke. Geschickt kann er den Verdacht auf B-Karli (Paul Beck) lenken und eine Hetzkampagne lostreten. Alexander verstrickt sich immer mehr in ein Lügengespinst und entfernt sich weiter von Maulwurf und seinen Freunden, während Gruber die beiden Klassen hinterhältig gegeneinander ausspielt.

Anfangs erinnert "Die Perlmutterfarbe" mit Motiven um Schul-Dramen, Banden-Rivalitäten und verschwundene Elternteile an den grossartigen Jugendfilm "Das fliegende Klassenzimmer" aus den 70ern. Im Mittelteil verstrickt sich die Story allerdings in einem faschoiden Unterbau, der zu aufdringlich und aufgesetzt wirkt, ohne in den entscheidenden Szenen eine wirkliche Glaubhaftigkeit zu erreichen. Vor allem der blitzartige Wandel der Gruppe und die völlig unausgereifte Rolle des bösen Grubers stossen dabei negativ auf, zumal die Feindlichkeiten zwischen den Klassen irgendwann soweit gehen, dass man nicht mal mehr weiss wer genau auf wessen Seite steht und warum. Auch die Kindereien um die Lügenmaschine ziehen die Geschichte eher ins Lächerliche. Da hätte man sich besser auf das Innenleben der Protagonisten konzentrieren und die Charakter-Entwicklungen deutlicher herausarbeiten sollen. Aus der lebendigen Inszenierung von Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt ist länger tot") mit seinen authentischen Kulissen und den guten Jungdarstellern hätte man bei sorgfältigerer Ausarbeitung der Motivationen etwas richtig Gutes machen können. Aber gerade die schludrigen Vereinfachungen bei den entscheidenden Wendungen zieht den atmosphärisch dichten Film ziemlich ins Mittelmass. Ach ja, ich habe den bayrisch gesprochenen Film tatsächlich sicherheitshalber mit Untertiteln geschaut. ;-)
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 5,8)


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Berlin is in Germany (2001)
Noch vor der Wende steckte man Martin Schulz (Jörg Schüttauf) in der DDR ins Gefängnis. Elf Jahre später kommt er im wiedervereinigten Deutschland wieder frei. Mit Ost-Geld in der Tasche und einer vom Fernsehen geprägten Erwartung an Deutschland versucht er ein neues Leben aufzubauen. Martin muss aber entdecken, dass er weder bei der mittlerweile verheirateten Ex, noch bei den Behörden, die ihm Aufgrund seiner Vergangenheit die Taxi-Prüfung verbieten, gute Karten hat. Und da gibt es auch noch seinen Sohn, der von Papis Existenz nichts weiß.

Hannes Stöhr ("Berlin Calling") produziert einen weiteren Film zur Hauptstadt im Zeichen der Wende. Was dabei oberflächlich wie ein biederes Fernsehspiel wirkt, erweist sich dabei als genau choreografierte Inszenierung, bei dem jede Szene genau durchdacht ist und jede Einstellung selbst die banalste Handlung dynamisch wirken lässt. Dabei behält der Regisseur in seinem Erstlingswerk jederzeit Berlin als Oberthema im Auge, was vom Titel her nur eine Fussnote im Englischtext des Sohnes ist, symbolisch aber allein schon durch die Vielzahl an Aufnahmen mit dem Berliner Fernsehturm im Hintergrund permanent präsent ist. Hinzu kommen überzeugende Darstellungen. allen voran Jörg Schüttauf ("Wir sind das Volk"), der der Figur glaubhafte Tiefe verleiht. Wie sehr er die Rolle prägt, zeigt dabei der direkte Vergleich mit dem gleichnamigen Abschluss-Kurzfilm des Regisseurs, der zwar auch solide Leistungen bietet, aber keinesfalls an den charismatischen Tatort-Schauspieler heranreicht. In der erste Hälfte des Films überzeugt vor allem der melancholisch-sarkastische Unterton, der für einige Lacher sorgt ohne dabei seine Figuren blosszustellen, während sich die Dynamik der Geschichte zum Ende hin auch für den Zuschauer merklich immer mehr steigert. Insgesamt bietet der Film vielleicht nicht das ganz grosse Kino, aber für ein kleines Fernsehspiel (das er eigentlich ist) erreicht er auf jeden Fall einen wirklich hohen Standard.
Bewertung: 7/10


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