Montag, 1. Februar 2010
Wenn Liebe so einfach wäre (It's Complicated)
Nach über einem Jahrzehnt der Trennung pflegt die erfolgreiche Bäckereibesitzerin und Mutter dreier erwachsener Kinder Jane (Meryl Streep) eine mittlerweile freundschaftliche Beziehung zu ihrem Ex-Mann Jake (Alec Baldwin). Doch nach der College-Abschlussfeier ihres gemeinsamen Sohnes flammen alte Gefühle wieder auf. Erst eine heiße Nacht und dann eine leidenschaftliche Affäre der Ex-Ehepartner nimmt wirbelnd ihren Lauf. Da Jake inzwischen mit der deutlich jüngeren Agness (Lake Bell) verheiratet ist, nimmt jetzt ausgerechnet Jane die Rolle der 'anderen Frau' ein. Als wäre das noch nicht kompliziert genug, begibt sich dazu auch noch der geschiedene, überaus solide und liebenswerte Innenarchitekt Adam (Steve Martin) mitten ins Kreuzfeuer dieser neu entfachten Romanze ...



Es entwickelt langsam zum Running Gag, dass Meryl Streep für jede ihrer Rollen direkt zu den Filmverleihungen getragen wird. Den Golden Globe für ihre Rolle in "It's Complicated" hat sie nur deshalb nicht bekommen, weil sie ihn selbst für "Julie & Julia" mitnehmen durfte. Dabei handelt es sich bei "Wenn Liebe so einfach wäre" eigentlich nur um eine harmlose Alters-RomCom, die bei aller Liebenswürdigkeit doch nach den Herkömmlichkeiten des Genres funktioniert. Dafür sind die Dialoge spritzig, das Tempo ist von Anfang an hoch und der Plot auf konventionelle Art auch ziemlich clever. Von daher fällt es schwer, den Film nicht zu mögen, zumal Meryl Streep und ihre Kollegen sich auch für manch altersbedingte Selbstironie nicht zu schade sind. Zudem ist der Humor mehr tiefsinnig als tiefergelegt, was die Geschichte auf sympatische Art ziemlich altmodisch wirken lässt. Regisseurin Nancy Meyers, die schon Jack Nicholson und Diane Keaton in "Was das Herz begehrt" zusammenbrachte, gelingt es tatsächlich, die Erwartungen ihres Publikums zu erfüllen, ohne sich zu sehr in den abgegriffenen Klischees zu verbiegen, dabei aber den Taschentuch-Schmalz durchaus einkalkuliert. Bedauerlich ist nur, dass Steve Martin ("L.A. Story") eine verhältnismässig kleine Rolle hat. Selbst John Krasinski ("Away we go") als perfekter Schwiegersohn, der als erster die Umtriebigkeiten durchschaut, hat mehr Spielzeit als der grosse Komiker. Getragen wird der Film allerdings einzig von der Spielfreude der Streep, die einmal mehr ihr Talent für perfektes Timing beweist und auf angenehm charmante Weise auch unheimlich komisch sein kann. Allein der Webcam-Chat mit Martin, in den Alec Baldwin ("30 Rock") platzt, macht den Film schon zum Muss. Da wir aber von jeher von den Künsten der grossartigen Schauspielerin wissen, muss sie ja eigentlich nicht schon wieder alle Oscar-Nominierungen mitnehmen.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 5,8)

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DVD Reloaded
Baz Luhrmanns 'Romeo & Julia' (1996)
Das von Angst, Gewalt und Verbrechen geprägte Verona Beach wird beherrscht von zwei rivalisierenden Familien, den Montagues und den Capulets. Inmitten dieser gnadenlosen, haßerfüllten Welt entfacht die grenzenlose Liebe zwischen Romeo (Leonardo DiCaprio) und Julia (Claire Danes), den einzigen beiden Kindern der verfeindeten Patriarchen. Die Situation eskaliert, als Romeo im Affekt den kaltblütigen Mörder seines besten Freundes, den Capulet-Neffen Tybalt, erschießt. Er muß fliehen. Verzweifelt schmiedet Julia einen fatalen Plan, der sie für immer mit Romeo zusammenbringen soll ...

Was für ein bombastisches Filmerlebnis! Baz Luhrmann ("Moulin Rouge") nimmt die wohl berühmteste Liebesgeschichte aus der Feder von William Shakespeare und verwandelt sie in eine congenial aktualisierte Mischung aus Dramatik, Pathos und 90er-Jahre Pop-Kultur. Seine Inszenierung ist schnell und übersteigert, die Schauspieler laufen zur Höchstform auf und die zeitgemässe Musik sorgt für ein postmodernes Feeling, obwohl die Dialoge konsequent aus der Shakespeareschen Versform übernommen werden. Dazu liefert Luhrmann einen beeindruckenden Bilderrausch, das den Zuschauer in seiner visuellen Intensität gar zu erschlagen droht. Das wird allerdings auch fast zur Achillesferse der grossartigen Verfilmung, die man letztendlich schon mehr ehrfürchten als lieben muss.
Bewertung: 7,5/10 (Moviepilot Prognose 7,5)


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Kabale & Liebe Unplugged (2009)
Ferdinand von Walter und Luise, Tochter des Stadtmusikanten Miller, lieben sich. Diese Verbindung über Standesgrenzen hinweg schmeichelt zwar Luises Mutter. Ihr Vater hält sie aber für unrealistisch. Auch Ferdinands Vater, Präsident der Residenz, ist gegen eine Heirat seines Sohnes mit einer Bürgerlichen. Er will Ferdinand mit Lady Milford, der Mätresse des Herzogs, verheiraten um so seinen Einfluss bei Hofe zu vergrößern. Ferdinand rebelliert gegen den Plan seines Vaters und hält an seiner Liebe zu Luise fest. Um ihn davon abzubringen, initiieren der Präsident und sein Sekretär Wurm, zugleich Nebenbuhler Ferdinands, eine heimtückische Intrige: Luises Eltern werden grundlos verhaftet. Sodann wird Luise mit der andernfalls ihren Eltern bevorstehenden Hinrichtung zu einem fingierten Liebesbrief an den Hofmarschall von Kalb erpresst. Außerdem muss sie einen Eid auf ihr Leben schwören, diesen Brief freiwillig geschrieben zu haben. Der Brief wird Ferdinand zugespielt und weckt gezielt dessen Eifersucht. Luise will sich nun durch Freitod vom Eid lösen, um Ferdinand wenigstens sterbend die Wahrheit sagen zu können. Ihr Vater hält sie davon ab, indem er an ihre Treue ihm gegenüber appelliert. Luise muss also auf Ferdinands Vorwürfe schweigen. Blind vor Wut und Verzweiflung vergiftet Ferdinand sich und Luise. Sterbend ist sie jetzt frei von ihrer Schweigepflicht und kann Ferdinand vergeben.
Quelle: www.kabale-und-liebe.de




Man sollte sicherlich nicht den Fehler machen, dieses Werk mit der bestmöglichen aller modernisierten Literaturverfilmungen, nämlich Baz Luhrmanns meisterlichen Interpretation von William Shakespeares "Romeo & Julia", zu vergleichen. Dem würde diese auf kleinste Budgetierung basierende Inszenierung natürlich nicht standhalten. Maßstab muss eher sein, inwieweit es gelingt, den schwierigen Text mit einfachsten Mitteln auch für ein alternatives Publikum verständlich zu machen. Und das funktioniert insofern wirklich gut, da die Schauspieler trotz schwieriger Dialoge allesamt mit einer intensiven Darstellung faszinieren. Neben dem durch seine Soap-Bekanntheit in den Focus gerückten Felix Isenbügel als Ferdinand ist es vor allem (der eigentlich zu junge) Thomas Wingrich ("Hinter Gittern"), der mit der Rolle als dessen Vater einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Grundsätzlich merkt man aber allen Darstellern die Theatererfahrung und auch das "Herzblut" an, mit dem sie ihre Rollen interpretieren.



Es ist allerdings fraglich, ob sich die stark verkürzte und inhaltlich auch von der Vorlage abweichende Inszenierung (das Ende) wirklich einen Gefallen tut, wenn sie statt auf die Emotionalität der Geschichte zu vertrauen, den Plot durch eine improvisierte Gestaltung ins Absurde führt und mit Einlagen wie Puppentheater und musikalischen Zwischenspielen über ihre eingeschränkten Möglichkeiten hinwegzutäuschen versucht. Eben das wirkt oftmals nicht wie aus künstlerischen Erwägungen gewollt, sondern eher wie aus Budgetierungs-Gründen erzwungen, was man dem Zuschauer kurzerhand als Dogmatisierung verkaufen möchte - und durchaus auch eine Geschmacksfrage sein mag. Eine derartige Abstraktion ist tatsächlich wohl nur in der Hauptstadt möglich, die selbst Pornofilme in grotesker Darstellung als grosses Kino inszeniert (Bruce La Bruce). Es stellt sich allerdings die Frage, wohin ein Regisseur mit einer derart künstlichen Gestaltung möchte. Letztendlich ist "Kabale und Liebe Unplugged" hier nicht mehr als gross in Szene gesetztes Theater, das auf jeden Fall mit seinen überzeugenden Darstellern, aber nicht unbedingt mit seinen teilweise abwegigen Darstellungen glänzen kann.

Für die grosse Leinwand ist die Umsetzung sicherlich zu gewollt und einfach auch zu spröde. Andererseits hätte ich mich als junger Schüler durchaus gefreut, den literarischen Unterrichtsstoff durch solch modern gedachte Interpretation ergänzt zu bekommen. Bei einer kritischen Behandlung müsste sich Regisseur Markus Hahn dann aber fragen lassen, was dem Zuschauer das unspektakuläre Finale im Schwimmbecken sagen soll, aber auch wieso Ferdinand den entscheidenenden Brief unbedingt auf dem Klo sitzend lesen muss (wobei man - Entschuldigung des beschissenen Einwandes - leicht auf die boshafte Idee kommen könnte, seine verzweifelten Krämpfe würden auf das zu verrichtete Geschäft zurückzuführen sein). Zum Glück gibt es genügend Szenen, denen es gelingt, den altertümlichen Stoff für die Moderne zumindest interessant zu machen. Inwieweit das auch von Erfolg gekrönt ist, wird sich den Machern noch zeigen müssen.


Mehr über "Kabale & Liebe Unplugged" auf www.as-theaterundfilm.de/

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