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Dienstag, 29. Juni 2010
Achtelfinale 8
Europameister hält Titelkurs
Europameister hält Titelkurs
crizcgn, 22:33h
Spanien - Portugal 1:0
Spanien hat das WM-Viertelfinale erreicht. David Villa schoss in der 63. Minute das Siegtor gegen enttäuschende Portugiesen. Sein Treffer hat allerdings einen faden Beigeschmack.
Die "Rote Furie" verbreitet in Südafrika zunehmend Angst und Schrecken: Auf den Tag genau zwei Jahre nach dem EM-Triumph gegen Deutschland hat Spanien in Kapstadt das iberische Bruderduell gegen Portugal mit 1:0 (0:0) gewonnen und steht erstmals seit acht Jahren wieder in einem WM-Viertelfinale. Vor 62.955 Zuschauern im Green-Point-Stadion erzielte David Villa mit seinem vierten Turniertor in der 63. Minute den Siegtreffer.
In der Runde der letzten Acht spielt die Seleccion am kommenden Samstag im Ellis Park von Johannesburg gegen Paraguay. Die Südamerikaner hatten am Dienstagnachmittag Japan ausgeschaltet und zum ersten Mal ein WM-Viertelfinale erreicht. Portugal verlor nicht nur das Spiel, sondern kurz vor Schluss auch den Ex-Wolfsburger Ricardo Costa durch eine Rote Karte (89.).
Die Anfangsphase gehört den Spaniern
Spaniens Trainer Vicente Del Bosque hatte seine Mannschaft auf die Partie gegen Portugal mit markigen Worten eingestimmt. "Es geht um Leben und Tod", gab der Nationalcoach der Seleccion mit auf den Weg und schien bei den Spielern den richtigen Knopf gefunden zu haben. Schon nach 60 Sekunden des letzten WM-Achtefinales stellte Fernando Torres, der auf den Tag genau vor zwei Jahren das 1:0-Siegtor im EM-Finale gegen Deutschland erzielt hatte, den portugiesischen Keeper Eduardo mit einem schönen Schlenzer vor eine harte Bewährungsprobe.
Auch EM-Torschützenkönig David Villa fand kurz darauf zweimal seinen Meister in dem 27 Jahre alten Schlussmann des kleinen Nachbarn, der alles dafür tat, seinen portugiesischen Rekord von 701 Minuten ohne Gegentor auch gegen den Europameister auszubauen. Nach etwa zehn Minuten erhielt der Torwart von Sporting Braga dann seine erste Verschnaufpause. Die Spanier, bei denen Mittelfeldmotor Xabi Alonso trotz seiner Knöchelverletzung auflief, drängten nicht mehr ganz so konsequent wie in der Anfangsphase.
Die Portugiesen, die weiter auf den zuletzt angeschlagenen Deco verzichteten, überließen dem zweimaligen Europameister weitgehend die Initiative und drängten nur gelegentlich nach vorn. Nachdem Spaniens Keeper Iker Casillas in der 17. Minute bei einem Freistoß von Cristiano Ronaldo erstmals eingreifen musste, hatte der zweimalige Welttorhüter wenig später schon größere Probleme. Einen Schuss von Deco-Ersatz Tiago faustete er ungeschickt in die Höhe, danach konnte er mit großer Mühe kurz vor dem heranstürmenden Bremer Hugo Almeida retten (20.).
Schwungvolle erste 30 Minuten
Spanien zeigte sich in der Folgezeit weiter ballsicherer und dominierten die in der ersten halben Stunde temporeiche Partie. Casillas brachte seine Mannschaft mit einem weiteren Patzer aber erneut in Bedrängnis. Cristiano Ronaldo hämmerte einen Freistoß aus 37 Metern aufs Tor, Spaniens Kapitän konnte den Ball wiederum nicht festhalten und brauchte zur anschließenden Abwehr die Hilfe seiner Hintermannschaft (28.).
Nach einer guten halben Stunde verlor die Partie dann aber zunehmend an Fahrt - zumal Portugal in der Abwehr zu immer mehr Sicherheit fand und den Spaniern kaum noch Lücken bot. Auch in der Offensive hielt die Mannschaft von Trainer Carlos Queiroz jetzt gut dagegen. Almeida (39.) und Tiago (43.) konnten den Ball per Kopf aber nicht versenken.
Portugiesen verspäten sich
In der Halbzeitpause waren die Portugiesen in den Katakomben des Green-Point-Stadions verloren gegangen. Zwei Minuten später als geplant trotteten sie seelenruhig auf den Rasen, wo die spanische Mannschaft bereits wartete. Doch die Spanier ließen sich durch dieses taktische Geplänkel nicht aus der Ruhe bringen. Sie knüpften nahtlos an die erste Halbzeit an. Sprich: Sie spielten schwungvoll auf das portugiesische Tor, scheiterten aber regelmäßig an der Abwehr der Portugiesen.
Die Spanier mussten erst mit zwei gefährlichen Distanzschüssen Anlauf nehmen, bis David Villa in der 63. Minute mit dem 1:0 in Führung ging. Aber auch der Führungstreffer gelang erst im zweiten Anlauf. Zunächst scheiterte der künftige Stümerstar des FC Barcelona an Torwart Eduardo, der den Ball aber nicht festhalten konnte. Villa schnappte sich den Abpraller und verwandelte locker zum 1:0. Allerdings: Das Tor hätte nicht zählen dürfen, Villa stand in einer Abseitsposition.
Der Treffer rüttelte die Spanier wach. Der Drang nach vorn wurde intensiviert, die Portugiesen verstärkten ihre Abwehrhaltung, konnten ihre wenigen Chancen vor dem spanischen Tor nicht nutzen. Und der ehemalige Weltfußballer Cristiano Ronaldo tauchte im zweiten Durchgang völlig ab
In der Schlussphase sorgte Ricardo Costa für einen unschönen Höhepunkt. Er fuhr im Strafraum den Ellenbogen gegen Capdevilla aus und kassierte dafür umgehend die rote Karte. Die letzten Minuten verbrachten die Portugiesen somit nur noch zu zehnt auf dem Platz. Dennoch hatten sie einige Chanchen, konnten aber keine verwandeln. Spanien trifft nun am Samstag im Viertelfinale auf Paraguay - und bleibt auf Titelkurs.
Quelle: stern.de
Spanien hat das WM-Viertelfinale erreicht. David Villa schoss in der 63. Minute das Siegtor gegen enttäuschende Portugiesen. Sein Treffer hat allerdings einen faden Beigeschmack.
Die "Rote Furie" verbreitet in Südafrika zunehmend Angst und Schrecken: Auf den Tag genau zwei Jahre nach dem EM-Triumph gegen Deutschland hat Spanien in Kapstadt das iberische Bruderduell gegen Portugal mit 1:0 (0:0) gewonnen und steht erstmals seit acht Jahren wieder in einem WM-Viertelfinale. Vor 62.955 Zuschauern im Green-Point-Stadion erzielte David Villa mit seinem vierten Turniertor in der 63. Minute den Siegtreffer.
In der Runde der letzten Acht spielt die Seleccion am kommenden Samstag im Ellis Park von Johannesburg gegen Paraguay. Die Südamerikaner hatten am Dienstagnachmittag Japan ausgeschaltet und zum ersten Mal ein WM-Viertelfinale erreicht. Portugal verlor nicht nur das Spiel, sondern kurz vor Schluss auch den Ex-Wolfsburger Ricardo Costa durch eine Rote Karte (89.).
Die Anfangsphase gehört den Spaniern
Spaniens Trainer Vicente Del Bosque hatte seine Mannschaft auf die Partie gegen Portugal mit markigen Worten eingestimmt. "Es geht um Leben und Tod", gab der Nationalcoach der Seleccion mit auf den Weg und schien bei den Spielern den richtigen Knopf gefunden zu haben. Schon nach 60 Sekunden des letzten WM-Achtefinales stellte Fernando Torres, der auf den Tag genau vor zwei Jahren das 1:0-Siegtor im EM-Finale gegen Deutschland erzielt hatte, den portugiesischen Keeper Eduardo mit einem schönen Schlenzer vor eine harte Bewährungsprobe.
Auch EM-Torschützenkönig David Villa fand kurz darauf zweimal seinen Meister in dem 27 Jahre alten Schlussmann des kleinen Nachbarn, der alles dafür tat, seinen portugiesischen Rekord von 701 Minuten ohne Gegentor auch gegen den Europameister auszubauen. Nach etwa zehn Minuten erhielt der Torwart von Sporting Braga dann seine erste Verschnaufpause. Die Spanier, bei denen Mittelfeldmotor Xabi Alonso trotz seiner Knöchelverletzung auflief, drängten nicht mehr ganz so konsequent wie in der Anfangsphase.
Die Portugiesen, die weiter auf den zuletzt angeschlagenen Deco verzichteten, überließen dem zweimaligen Europameister weitgehend die Initiative und drängten nur gelegentlich nach vorn. Nachdem Spaniens Keeper Iker Casillas in der 17. Minute bei einem Freistoß von Cristiano Ronaldo erstmals eingreifen musste, hatte der zweimalige Welttorhüter wenig später schon größere Probleme. Einen Schuss von Deco-Ersatz Tiago faustete er ungeschickt in die Höhe, danach konnte er mit großer Mühe kurz vor dem heranstürmenden Bremer Hugo Almeida retten (20.).
Schwungvolle erste 30 Minuten
Spanien zeigte sich in der Folgezeit weiter ballsicherer und dominierten die in der ersten halben Stunde temporeiche Partie. Casillas brachte seine Mannschaft mit einem weiteren Patzer aber erneut in Bedrängnis. Cristiano Ronaldo hämmerte einen Freistoß aus 37 Metern aufs Tor, Spaniens Kapitän konnte den Ball wiederum nicht festhalten und brauchte zur anschließenden Abwehr die Hilfe seiner Hintermannschaft (28.).
Nach einer guten halben Stunde verlor die Partie dann aber zunehmend an Fahrt - zumal Portugal in der Abwehr zu immer mehr Sicherheit fand und den Spaniern kaum noch Lücken bot. Auch in der Offensive hielt die Mannschaft von Trainer Carlos Queiroz jetzt gut dagegen. Almeida (39.) und Tiago (43.) konnten den Ball per Kopf aber nicht versenken.
Portugiesen verspäten sich
In der Halbzeitpause waren die Portugiesen in den Katakomben des Green-Point-Stadions verloren gegangen. Zwei Minuten später als geplant trotteten sie seelenruhig auf den Rasen, wo die spanische Mannschaft bereits wartete. Doch die Spanier ließen sich durch dieses taktische Geplänkel nicht aus der Ruhe bringen. Sie knüpften nahtlos an die erste Halbzeit an. Sprich: Sie spielten schwungvoll auf das portugiesische Tor, scheiterten aber regelmäßig an der Abwehr der Portugiesen.
Die Spanier mussten erst mit zwei gefährlichen Distanzschüssen Anlauf nehmen, bis David Villa in der 63. Minute mit dem 1:0 in Führung ging. Aber auch der Führungstreffer gelang erst im zweiten Anlauf. Zunächst scheiterte der künftige Stümerstar des FC Barcelona an Torwart Eduardo, der den Ball aber nicht festhalten konnte. Villa schnappte sich den Abpraller und verwandelte locker zum 1:0. Allerdings: Das Tor hätte nicht zählen dürfen, Villa stand in einer Abseitsposition.
Der Treffer rüttelte die Spanier wach. Der Drang nach vorn wurde intensiviert, die Portugiesen verstärkten ihre Abwehrhaltung, konnten ihre wenigen Chancen vor dem spanischen Tor nicht nutzen. Und der ehemalige Weltfußballer Cristiano Ronaldo tauchte im zweiten Durchgang völlig ab
In der Schlussphase sorgte Ricardo Costa für einen unschönen Höhepunkt. Er fuhr im Strafraum den Ellenbogen gegen Capdevilla aus und kassierte dafür umgehend die rote Karte. Die letzten Minuten verbrachten die Portugiesen somit nur noch zu zehnt auf dem Platz. Dennoch hatten sie einige Chanchen, konnten aber keine verwandeln. Spanien trifft nun am Samstag im Viertelfinale auf Paraguay - und bleibt auf Titelkurs.
Quelle: stern.de
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Achtelfinale 7
Variationen des Nichts
Variationen des Nichts
crizcgn, 20:31h
Paraguay - Japan 5:3 n.E.
Nach 120 Minuten ohne Höhepunkte gewinnt Paraguay das Elfmeterschießen gegen Japan mit 5:3 und muss im Viertelfinale entweder gegen Spanien oder Portugal antreten.
Noch einmal brandete Jubel auf im Stadion, als die Partie nach 120 langen Minuten beinahe vorüber war. War es Jubel der Erleichterung, weil das zähe, torlose Ringen nun bald ein Ende haben würde? Oder war es Jubel der Vorfreude aufs anstehende Elfmeterschießen? Das schöne an K.o.-Spielen ist ja bekanntlich, dass selbst die ödesten Darbietungen in ein dramatisches Finale münden, in die brutalste Form der Entscheidungsfindung, die es im Fußball gibt.
Mühten sich die Gegner eben noch in der Gruppe, elf gegen elf, kommt es plötzlich auf den einzelnen an; ganz am Ende ist es ein Mann, ein Schuss, und dann ist alles vorüber. Am Dienstag, beim Achtelfinale Japans gegen Paraguay, war es Oscar Cardozo, der den letzten Schuss sicher ins Netz setzte, 5:3 (0:0) nach Elfmeterschießen hieß es damit, was bedeutet, dass Paraguay ins WM-Viertelfinale gegen Uruguay einzieht. Dem Elfmeterschießen vorangegangen war ein Spiel der bemühten Langeweile.
In der WM-Vorrunden gibt es solch fade Spiele immer wieder einmal (man erinnere sich von diesem Turnier kurz und dann nie wieder an Schweiz - Honduras), aber in Achtelfinals sind sie eher selten. Das Aufeinandertreffen von Japan und Paraguay wirkte in der ersten Halbzeit wie Performance-Kunst: 22 Spieler und drei Schiedsrichter wirken in der Installation "Variationen des Nichts". Wobei das dem Schiedsrichter und seinen Assistenten gegenüber etwas unfair ist, denn das Gespann pfiff und winkte eifrig und mit gebotenem Ernst. Die Spieler führten die Partie jedoch, je nach Auslegung, eher taktisch oder eher gar nicht.
Bei solchen Gelegenheiten wird gern Franz Beckenbauer mit dem Bonmot zitiert, es gehe zu wie bei Untergiesing gegen Obergiesing, aber so aufregend war's dann auch wieder nicht. Es ging ganz einfach zu wie bei Japan gegen Paraguay, zwei nicht übermenschlich gut besetzten Teams, die als Kollektive funktionierten und ihre Stärken lange neutralisierten.
Als sich Mitte der ersten Halbzeit die pessimistischen Zuschauer bereits seelisch auf das Elfmeterschießen vorbereiteten, jagte plötzlich Daisuke Matsui den Ball aus 25 Metern an die Latte (21. Minute); das Torgestänge, so schien es, wackelte minutenlang, ein Wunder, dass es unter der Wucht des Schusses nicht zerborsten war. Das schmatzende Klatschen (oder war es eher ein klatschendes Schmatzen?) des Balles an der Latte mag manche Zuschauer wachgeküsst haben. Den aufmerksamen Beobachtern war es das Versprechen auf ein besseres Spiel.
Keine Tore, kaum Chancen
Das mochte sich allerdings nicht sofort entwickeln. Es dauerte bis zur 39. Minute bis wieder etwas geschah, das mit dem Begriff "Geschehen" angemessen beschrieben werden kann, und wieder waren es die Japaner, die aktiv wurden. Das war insofern überraschend, als die Paraguayer deutlich öfter und länger am Ball waren, seltsam unterschätzter Fachbegriff: hoher Ballbesitzanteil.
Nun also eroberte der Wolfsburger Japaner Makoto Hasebe nach einer Phase des sehr hohen Nichts-passiert-Anteils den Ball im Mittelfeld, er passte zu Matsui, der munter die rechte Außenlinie entlang rannte, warum nicht immer so? Es wurde regelrecht dramatisch, Matui passte den Ball in die Mitte, wo Keisuke Honda leichten Fußes unterwegs war, ein blauer Blitz auf grünem Grund, Honda schaute, Honda schoss, aus 18 Metern flog der Ball neben das Tor. Die Zuschauer imLoftus-Versfeld-Stadion zu Pretoria mussten nach diesem plötzlichen Angriff auf ihr Nervenkostüm erst einmal kräftig durchschnaufen.
Auch die zweite Halbzeit wurde ordnunmgsgemäß ausgespielt, und schon ging's in die Verlängerung. Gut, der Ordnung halber sei erwähnt, dass nach einer Stunde Nelson Valdez von Borussia Dortmund für Paraguay in die Partie gekommen war. Und ja, in der zweiten Halbzeit ging es etwas flotter zu, aber warum soll eine Variation des Nichts nicht auch mal an Tempo zulegen?
Verlängerung also, im Stadion wurde es richtig laut, was vielleicht auch in der Vorfreude begründet war: nur noch eine halbe Stunde. Nachdem die erste Halbzeit der Verlängerung wenig überraschend wenig Überraschungen bot (Valdez hatte in der 97. Minute eine Chance), strebte das Spiel gelassen seinem Ende entgegen. Keine Tore, kaum Chancen, und so kurz vor Schluss wollte niemand die Zuschauer ums Vergnügen des Elfmeterschießens bringen.
Quelle: sueddeutsche.de
Nach 120 Minuten ohne Höhepunkte gewinnt Paraguay das Elfmeterschießen gegen Japan mit 5:3 und muss im Viertelfinale entweder gegen Spanien oder Portugal antreten.
Noch einmal brandete Jubel auf im Stadion, als die Partie nach 120 langen Minuten beinahe vorüber war. War es Jubel der Erleichterung, weil das zähe, torlose Ringen nun bald ein Ende haben würde? Oder war es Jubel der Vorfreude aufs anstehende Elfmeterschießen? Das schöne an K.o.-Spielen ist ja bekanntlich, dass selbst die ödesten Darbietungen in ein dramatisches Finale münden, in die brutalste Form der Entscheidungsfindung, die es im Fußball gibt.
Mühten sich die Gegner eben noch in der Gruppe, elf gegen elf, kommt es plötzlich auf den einzelnen an; ganz am Ende ist es ein Mann, ein Schuss, und dann ist alles vorüber. Am Dienstag, beim Achtelfinale Japans gegen Paraguay, war es Oscar Cardozo, der den letzten Schuss sicher ins Netz setzte, 5:3 (0:0) nach Elfmeterschießen hieß es damit, was bedeutet, dass Paraguay ins WM-Viertelfinale gegen Uruguay einzieht. Dem Elfmeterschießen vorangegangen war ein Spiel der bemühten Langeweile.
In der WM-Vorrunden gibt es solch fade Spiele immer wieder einmal (man erinnere sich von diesem Turnier kurz und dann nie wieder an Schweiz - Honduras), aber in Achtelfinals sind sie eher selten. Das Aufeinandertreffen von Japan und Paraguay wirkte in der ersten Halbzeit wie Performance-Kunst: 22 Spieler und drei Schiedsrichter wirken in der Installation "Variationen des Nichts". Wobei das dem Schiedsrichter und seinen Assistenten gegenüber etwas unfair ist, denn das Gespann pfiff und winkte eifrig und mit gebotenem Ernst. Die Spieler führten die Partie jedoch, je nach Auslegung, eher taktisch oder eher gar nicht.
Bei solchen Gelegenheiten wird gern Franz Beckenbauer mit dem Bonmot zitiert, es gehe zu wie bei Untergiesing gegen Obergiesing, aber so aufregend war's dann auch wieder nicht. Es ging ganz einfach zu wie bei Japan gegen Paraguay, zwei nicht übermenschlich gut besetzten Teams, die als Kollektive funktionierten und ihre Stärken lange neutralisierten.
Als sich Mitte der ersten Halbzeit die pessimistischen Zuschauer bereits seelisch auf das Elfmeterschießen vorbereiteten, jagte plötzlich Daisuke Matsui den Ball aus 25 Metern an die Latte (21. Minute); das Torgestänge, so schien es, wackelte minutenlang, ein Wunder, dass es unter der Wucht des Schusses nicht zerborsten war. Das schmatzende Klatschen (oder war es eher ein klatschendes Schmatzen?) des Balles an der Latte mag manche Zuschauer wachgeküsst haben. Den aufmerksamen Beobachtern war es das Versprechen auf ein besseres Spiel.
Keine Tore, kaum Chancen
Das mochte sich allerdings nicht sofort entwickeln. Es dauerte bis zur 39. Minute bis wieder etwas geschah, das mit dem Begriff "Geschehen" angemessen beschrieben werden kann, und wieder waren es die Japaner, die aktiv wurden. Das war insofern überraschend, als die Paraguayer deutlich öfter und länger am Ball waren, seltsam unterschätzter Fachbegriff: hoher Ballbesitzanteil.
Nun also eroberte der Wolfsburger Japaner Makoto Hasebe nach einer Phase des sehr hohen Nichts-passiert-Anteils den Ball im Mittelfeld, er passte zu Matsui, der munter die rechte Außenlinie entlang rannte, warum nicht immer so? Es wurde regelrecht dramatisch, Matui passte den Ball in die Mitte, wo Keisuke Honda leichten Fußes unterwegs war, ein blauer Blitz auf grünem Grund, Honda schaute, Honda schoss, aus 18 Metern flog der Ball neben das Tor. Die Zuschauer imLoftus-Versfeld-Stadion zu Pretoria mussten nach diesem plötzlichen Angriff auf ihr Nervenkostüm erst einmal kräftig durchschnaufen.
Auch die zweite Halbzeit wurde ordnunmgsgemäß ausgespielt, und schon ging's in die Verlängerung. Gut, der Ordnung halber sei erwähnt, dass nach einer Stunde Nelson Valdez von Borussia Dortmund für Paraguay in die Partie gekommen war. Und ja, in der zweiten Halbzeit ging es etwas flotter zu, aber warum soll eine Variation des Nichts nicht auch mal an Tempo zulegen?
Verlängerung also, im Stadion wurde es richtig laut, was vielleicht auch in der Vorfreude begründet war: nur noch eine halbe Stunde. Nachdem die erste Halbzeit der Verlängerung wenig überraschend wenig Überraschungen bot (Valdez hatte in der 97. Minute eine Chance), strebte das Spiel gelassen seinem Ende entgegen. Keine Tore, kaum Chancen, und so kurz vor Schluss wollte niemand die Zuschauer ums Vergnügen des Elfmeterschießens bringen.
Quelle: sueddeutsche.de
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Harry Potter and the Deathly Hallows (Trailer)
crizcgn, 11:28h
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