Samstag, 16. Januar 2010
Neu auf DVD:
Pixars 'Up - Oben'
Der Himmel ist die Grenze? Nicht für Carl Fredricksen, der sich im Alter von 78 Jahren einen Lebenstraum erfüllt: Eine Reise in das Amazonas Gebiet. Doch Carl besteigt nicht etwa ein Flugzeug, das ihn nach Südamerika bringen soll, nein, der ehemalige Ballonverkäufer befestigt an seinem Häuschen Tausende von Luftballons und entschwebt in den Himmel. Was Carl zunächst nicht ahnt: Der achtjährige Pfadfinderjunge Russell hat sich heimlich auf die Veranda geschlichen. Als er ihn entdeckt, ist der grantige Rentner zunächst nicht begeistert. Doch Carl hat keine andere Wahl, als die Quasselstrippe Russell mit auf diese Reise zu nehmen, die aus dem alten Mann und dem kleinen Jungen ein eingeschworenes Team machen wird, zwischen das kein Bananenblatt mehr passt.

Seit fünfzehn Jahren veröffentlicht Pixar seine Animationsfilme - in letzter Zeit mit Jahresabstand. Dass dabei nicht jeder Film ein echter Volltreffer sein kann, war zu erwarten. Dass aber ausgerechnet dieser Altherren-Streifen trotz euphorischer Jubelarien schwächelt, überrascht doch. Dabei fängt er mit einem sympatischen Intro und grossartigen fünfzehn Minuten an, um dann immer grotesker und auch sinnloser zu werden. Ein fliegendes Haus, sprechende Tiere und James-Bond-Stunts im Himmel - da hat sich der Disney-Kitsch kräftig durch die Story gezogen. Über das technische Niveau muss man bei den Pixar Anime Studios natürlich nicht reden, das ist der Konkurrenz seit Jahren voraus. Aber inhaltlich fehlt dem Film eben genau die Individualität, die den Vorgänger "Wall-E" noch ausgemacht hat, um wirklich so anrührend zu sein wie er vom Thema her eigentlich sein müsste.
Bewertung: 5/10 (Moviepilot Prognose 7,9)


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Neu auf DVD:
Synecdoche, New York
Theaterregisseur Caden Cotard (Philip Seymour Hoffman) lebt in der Kleinstadt Schenectady im Bundesstaat New York. Als er eines Tages ein seltsames Augenleiden feststellt, ist dies der Auftakt zu einer Serie von mysteriösen Nervenkrankheiten, die seine Körperfunktionen außer Kraft zu setzen scheinen. Dann verlässt ihn auch noch Ehefrau Adele (Catherine Keener) mitsamt der gemeinsamen Tochter Olive (Sadie Goldstein) in Richtung Berlin, wo sie eine hippe Künstlerexistenz beginnt. Seine neue Beziehung mit der sexy Kassiererin Hazel (Samantha Morton) ist zu Ende, ehe sie richtig begonnen hat. Cadens Leben ist offenbar völlig aus den Fugen geraten. Irgendetwas muss geschehen! Also mietet er sich für das neue Stück seiner Theatergruppe ein riesiges leerstehendes ehemaliges Kaufhaus mitten in New York. Nach und nach bastelt er darin eine Nachbildung der realen Welt mit Schauspielern, die darin sein fiktionales Leben leben.

Inszenarisch ist der Film in seiner detailverliebten Darstellung überzeugend, auch schauspielerisch kann man von Philip Seymour Hoffman ("Capote") natürlich nur Grossartiges erwarten. Inhaltlich allerdings ist das mit "Synecdoche New York" so eine Sache: Drehbuch-Autor Charlie Kaufman entwirft in seinem Regie-Debüt eine bizarre Tragikomödie, bei der Spiel und Realität derart verschwimmt, dass es sich dem Verständnis seines Zuschauers letztendlich entzieht. Mehr noch als bei seinen Produktionen "Being John Malkovich" und "Vergiss mein nicht" verliert sich die Geschichte in ihrem eigenen Mikrokosmos aus Doppeldeutigkeiten und Metaphern. Dabei will der Film offensichtlich zuviel und überhebt sich an seiner eigenen Tiefsinnigkeit. Dem nach Intellekt strebenden Kritiker mag die bewusste Verständnislosigkeit eine Offenbarung sein, das durchschnittliche Publikum straft sie jedoch in gewisser Weise mit nicht einmal gerechtfertigter Arroganz.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 6,7)


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Tor Iben präsentiert 'Love Kills' - Kurzfilme (2007)
Zwei, Drei Leben: Diar, ein sexsüchtiger Schriftsteller, der sich im Park in einen jungen Migranten verliebt, den er nie kennen lernt. Thami, der Migrant, dessen ethnische Herkunft so unbestimmt bleibt, wie seine sexuelle Identität. Auch für ihn gibt es Berührung und Nähe nur in der Pornografie und als unerreichbare Sehnsucht. Und da ist Ewa, Diars Mutter, die heimlich ihren Sohn zu dem Liebhaber gemacht hat, den sie in Wirklichkeit nicht bekommt.
Blondie: Der Film zeigt ein paar Tage, ein paar Wochen eines jungen Mannes, der »Blondie« genannt wird. Blondie ist ein moderner Fatalist. Ohne es zu wollen, folgt er seinem Freund Alex nach Berlin. Dort lebt er in den Tag hinein, lässt sich treiben und verführen, wird zum Kleinkriminellen und lebt ein Leben, das nicht sein eigenes ist. Erst am Ende ist er soweit, es selbst in die Hand zu nehmen.
Love Kills: Der junge Tim hat ein sicheres Auskommen: verwöhnt von seiner exzentrischen Mutter und einem älteren, gut verdienenden Freund. Eines Tages entdeckt Tim Bosi, einen Ganoven, einen Verlierer. Tim verliebt sich in ihn. Eine "Amour fou", eine unmögliche Liebe beginnt. Am Ende sieht Tim nur noch einen einzigen Ausweg.


"Bist Du schwul?" - "Meine Therapeutin sagt Nein!"

Es gibt kaum ein Genre mit mehr Kurzfilm-Compilations als das schwulesbische. Zumeist wird dabei allerdings alles an Film zusammengemischt, was irgendwie zum Thema passen könnte, unabhängig von Sinn und Qualität. Im Fall dieser Veröffentlichung handelt es sich jedoch um ein Gesamt-Projekt von Tor Iben ("Somebody Got Murdered"), der den Berliner Szene-Flair in einzelne Geschichten verpackt, die übergreifend ausgerechnet den Cruising-Bereich des Tiergartens streifen. Vertrieben wird die "Love Kills"-Collage von "Heinz&Horst", der Firma die bereits den ultraskurilen "Mutti-Film" auf die Menschheit losgelassen hat (und auch das Pornolabel "Wurstfilm"). Allerdings fehlt den drei Stories tatsächlich an eben jenem schrägen Biss eines Ades Zabel oder aber an der konsequenten Verrücktheit eines Bruce LaBruce ("Otto; Or, Up With Dead People "), um als Trash wirklich zu greifen, zumal sich die Darstellungen aber auch die statische Inszenierungen immer wieder als laienhaft erweisen. Selbst die durchgehend eingebrachten Sex- und Wichs-Szenen wirken derart lustlos, dass sie ihrer provokanten Relevanz absolut nicht gerecht werden. Immerhin überrascht "Blondie" mit pointierten Dialogen, und der titelgebende "Love kills" überzeugt durch eine grundsätzlich interessante Story. Für ein "Schwarze Schafe" des Subgenres reicht das aber bei allen auch witzigen Ansätzen trotzdem nicht.
Bewertung: 4/10


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