Donnerstag, 28. Januar 2010
Ethan & Joel Coens 'A serious man'
Eigentlich lebt Larry Gropnik (Michael Stuhlbarg) ein beschauliches Leben in einer kleinen jüdischen Gemeinde im Mittleren Westen der USA. Er ist ein liebender Ehemann, fürsorglicher Vater und erfolgreicher Professor. Aber irgendwie läuft plötzlich nichts mehr so wie gewohnt. Larrys Gattin Judith (Sari Lennick) verlangt plötzlich die Scheidung, um mit seinem besten Freund Sy Ableman (Fred Melamed) zusammenleben zu können. Sein Sohn Danny (Aaron Wolff) schwänzt die Schule, die Tochter Sarah (Jessica McManus) bestiehlt ihn, um sich eine Nasekorrektur finanzieren zu können. Sein psychisch labiler Bruder Arthur (Richard Kind) hockt nur noch auf der Couch rum. Und als ob die Familie nicht schon genügend Probleme bereiten würde, gerät auch noch Larrys Karriere ins Trudeln: Anonyme Briefschreiber verbreiten falsche Anschuldigungen über ihn, und außerdem versucht der Student Clive Park (David Kang), ihn zu bestechen. Larry sucht Hilfe, und hofft diese bei einem Rabbi zu finden. Doch auch das ist leichter gesagt, als bekommen ...



Bei "A serious man" kann man fast schon von einem ambitionierten Projekt reden. Die Coen-Brüder, sonst eher bekannt für ihre blutig-verschrobene Gangster-Possen ("No country for old men"), verzichten dieses Mal ganz auf einen Gewalt-Krimi - und auch auf die typischen Coen-Buddys wie Buscemi, Turturro, Clooney oder Frances McDormand als Darsteller. Stattdessen erzählen sie eine eher kleine wenn auch ebenso schrullige Geschichte aus den 60ern über einen jüdischen Professor in der Sinnkrise. Seine Frau verlässt ihn, seine Kinder werden flügge und die Arbeit bringt auch mehr Frust als alles andere. Die Konstellation erinnert irgendwie an eine skuril-groteske Variante von "American Beauty", ist aber deutlich seichter als der ausgezeichnete Film mit Kevin Spacey. Zwar erfahren wir von dem prototypischen Spießerleben, das Stück für Stück zerpflückt wird, aber nicht worauf das eigentlich hinauslaufen soll. Die Darstellung mag in ihrer Absurdität durchaus erheitern sein, wird jedoch nie wirklich witzig. Und wer mit den absurden Verwicklungen nichts anfangen kann (und kein Fan der Coen-Brüder ist), wird sich durch die ziellose Entwicklungen eher verwirrt und gelangweilt fühlen. Letztendlich flüchtet sich der Film in virtuos inszenierte Banalitäten, die den Zuschauer in ihrer sonderlichen Art bei der Stange halten, aber nie wirklich zur Sache kommen. Da täuscht auch das schier unglaubliche Ende nicht darüber hinweg, dass der Film irgendwo zwischen grandios und gnadenlos zäh anzusiedeln ist. Und das macht ihn unterm Strich ziemlich mittelmässig.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 6,7)

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Joel Coens 'Fargo - Blutiger Schnee' (1996)
Der Autoverkäufer Jerry Lundegaard (William H. Macy) steckt in finanziellen Schwierigkeiten. In seiner Not verfällt Jerry auf einen perfiden Plan: Er lässt seine Ehefrau Jean (Kristin Rudrüd) von zwei Kleinkriminellen entführen, um von seinem reichen Schwiegervater Wade (Harve Presnell) eine Million Dollar zu erpressen. Doch bald stellt sich heraus, dass die beiden Ganoven Carl Showalter (Steve Buscemi) und Gaear Grimsrud (Peter Stormare) nur wenig intelligenter sind als ihr ahnungsloses Opfer. Kurz darauf liegen drei Leichen im frisch gefallenen Schnee von Minnesota. Kein leichter Fall für die resolute Polizeichefin (Frances McDormans), doch ihre Spürnase führt sie schon bald ins Büro von Jerry Lundegaard. Dieser muss endgültig feststellen, dass sein Plan immer weiter aus dem Ruder läuft.

Passend zur Wetterlage gibt es einen der besseren Filme der Coen-Brüder, die spätestens mit dem überbewerteten "No country for old men" von vielen zu Kult-Regisseuren erhoben wurden. Wie in den meisten ihrer Werke verbinden sie eine blutige Geschichte mit einer absurden Personen-Konstellation, die das Geschehen oftmals an den Rande der Farce bringt. Hier sind es die Scharaden zwischen dem Autohändler, dessen reichem Schwiegervater und den beiden Gaunern, die schon ins Groteske gehen, während die ermittelnde Polizistin zwischenzeitig mit ganz anderen Banalitäten beschäftigt ist. Die durchweg verschrobenen aber eben auch liebenswerten Charaktäre und ihre teils loriot-esken Dialoge machen den Reiz des Films aus, dem zwar die überdrehte Coolness eines Tarantino abgeht, der dafür aber mit seinen naiv-skurilen Darstellung überzeugt. Besonders die auf den ersten Blick ungewöhnliche Besetzung mit William H. Macy ("The Cooler"), Peter Stormare ("Prison Break") und Coen-Buddy Steve Buscemi ("The Big Lebowski") sorgt dabei immer wieder für Highlights. Dafür fehlen der Inszenierung von Joel Coen allerdings manches Mal die straffen Zügel, die ein Abdriften ins Belanglose verhindern könnten. Solche Unsicherheiten ziehen sich allerdings durch die Werke der Coen-Brüder, die gern mal die atmosphärische Spannung für eine absurde Einlage riskieren. Das macht auch "Fargo" zu einem unbedingt sehenswerten, aber eben nicht zu einer meisterlichen Kriminal-Komödie.
Bewertung: 7,5/10 (Moviepilot Prognose 8,3)


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Lost: Flight 815 Crash in Real Time (YouTube)

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